Was haben Yoga und Straßenmahlzeiten gemeinsam? Eigentlich nicht so viel. Doch in Atlanta gibt es ein Yogazentrum, das nebenbei das Programm „Street Meals“ ins Leben gerufen hat. Ein Programm, bei dem Obdachlose in Atlanta wöchentlich mit einem Mittagessen versorgt werden. Gesa Karck, Heilerzieherin aus Deutschland, arbeitet derzeit als Professional Au-pair nahe Atlanta und absolvierte ihre 20-stündige Volunteerarbeit im Yogazentrum Kashi Atlanta Ashram. Sie erzählt von ihren Erfahrungen.
Meine Freiwilligenarbeit für das Nothilfeprogramm „Street Meals“
Wer mit apex social als Professional Au-pair in die USA geht, muss neben seiner Arbeit an einer 20-stündigen Freiwilligenarbeit teilnehmen. Ich entschied mich dazu, meine Volunteerarbeit in einer sozialen Einrichtung zu machen, um anderen Menschen etwas Gutes tun zu können. Mittlerweile gehe ich regelmäßig in das Kashi Atlanta Ashram – ein Yoga-Studio, das seit vielen Jahren das Programm „Street Meals“ durchführt und so knapp 300 obdachlose Menschen wöchentlich mit einem Mittagessen versorgt.
Im Zuge dieses Programms, das den Untertitel „Feed everyone“ trägt, treffen sich jeden Dienstagabend für 1,5 Stunden zahlreiche Freiwillige und bereiten Lunchpakete vor, welche am kommenden Tag verteilt werden. Ein Paket besteht aus einem Peanutbutter-Jelly-Sandwich, Crackern und einem Saft. Mittwochs werden diese Lunchpakete schließlich von allen Freiwilligen ausgeliefert. Wir treffen uns also an besagtem Tag am Yoga-Studio und laden das Essen zunächst in Autos ein. Hier erhalten wir eine weitere Einweisung mit Tipps und Hinweisen zum Ablauf von dem Koordinator. Danach fahren wir freiwilligen Helfer in Fahrgemeinschaften in die Innenstadt zum sogenannten „Peachtree Pine Street Homeless Shelter“, eine Obdachlosenunterkunft für Männer, in dessen oberem Gebäudeteil sich eine Notanlaufstelle für Frauen, Kinder und Familien befindet. Dort stoßen noch mehr Freiwillige zu der Gruppe und gemeinsam bereiten wir die Ausgabe des Essens vor.Jeder verschenkt ein Lunchpaket plus eine herzliche Umarmung
Die Verteilung der Lunchpakete findet immer in einer bereits dafür vorgesehenen Ecke mit Tischen statt. Zuerst erhalten die Frauen, Kinder und Familien die vorbereiteten Lunchpakete. Wir zählen die entsprechende Menge ab und überreichen sie ihnen, bevor wir die restlichen Pakete für die Männer zu Verfügung stellten.
Die Aufgaben während der Essensausgabe an den Tischen werden klar strukturiert. Gruppenweise werden die Männer aufgerufen und stellen sich in einer Schlange an. Jeder erhält nun sein Lunchpaket. Obendrein gibt es noch eine Umarmung von den Freiwilligen in der Reihe vor den Tischen. Das rührt mich jedes Mal sehr – diese Herzlichkeit der freiwilligen Helfer.Nachdem alle Männer ein Lunchpaket erhalten haben, nehmen wir die restlichen Pakete mit auf die Straße. Dort halten sich immer viele obdachlose Frauen und Männer auf, denen wir die Mahlzeiten übergeben wollen. Während der Ausgabe auf der Straße ist es sehr wichtig, in einer Gruppe zusammen zu bleiben. Wenn wir alle Lunchpakete verteilt haben, sammeln sich alle Freiwilligen und wir machen zum Schluss zusammen ein Gruppenbild. Danach fahren wir in Fahrgemeinschaften wieder zurück zum Yoga-Studio – unserem Ausgangspunkt.
Den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern zu können, ist überwältigend
Bei dem Programm „Street Meals“ helfen zu können, ist eine überwältigende Erfahrung. Es ist interessant zu sehen, dass, obwohl die Menschen in diesen Einrichtungen oft nichts oder nur sehr wenig haben, unter ihnen keinerlei Neid herrscht. Sie sind überglücklich ein Mittagessen zu bekommen und bedanken sich überschwänglich bei den Freiwilligen. Fast immer hört man den Satz: „God bless you.“
Mir macht die Arbeit dort extrem viel Spaß und es ist genau das, was ich machen wollte. Jedes Mal wird einem wieder bewusst, wie glücklich man sich schätzen kann, und dass es Leute gibt, die nichts haben und jeden Tag um ihr Überleben kämpfen müssen.Die anderen Freiwilligen helfen dort zum Teil schon seit mehreren Jahren aus und das jede Woche! Dadurch entsteht eine Gemeinschaft, die nach der Arbeit gerne gemeinsam Essen geht. Viel wichtiger ist jedoch, dass sie mittlerweile gute Beziehungen zu den dort lebenden Menschen aufgebaut haben. Sie freuen sich jede Woche, wenn sie ihre vertrauten Helfer wieder sehen. Schließlich erhalten sie nicht nur ein Mittagessen, sondern auch eine Umarmung und ein freundliches Lächeln. Dinge, die so auf der Straße nicht immer üblich sind.