Mein Name ist Tanja, ich bin staatlich anerkannte Physiotherapeutin und seit 3 Monaten mit Apex in der Nähe von Philadelphia in Pennsylvania, USA.
Zu Beginn der Matching Phase wurde ich vom Apex-Matching-Team gefragt, ob ich mir vorstellen könnte mit Non-verbalen Kindern zu arbeiten. Da ich noch nie zuvor mit Personen in Kontakt war, und mich die Vorstellung etwas verunsicherte, war mein Wunsch für ein Match verbale Kinder egal welcher Altersklasse zu haben. Während des gesamten Prozesses kontaktierten mich allerdings nur Familien, die nonverbale Kinder haben.
Ich glaub ich kann das nicht – oder doch?
Daraufhin habe ich angefangen mich damit zu beschäftigen, warum es denn ein so großes Problem für mich ist, wenn die Kinder nonverbal sind. Es stellte sich heraus, dass es für mich die Angst war, die Kinder nicht zu verstehen, oder nicht mit ihnen kommunizieren zu können. Denn schließlich wäre es eine zusätzliche Hürde neben der Sprachbarriere, wenn das Kind, um das ich mich kümmern sollte dann mir auch nicht immer sagen könne wo das Problem liegt, oder was seine Bedürfnisse sind. Schließlich konnte ich mich doch dazu durchringen ins Match mit einer Familie zu gehen, die ein nonverbales Kind haben.
„Es Bedarf vor allem zu Beginn ein bisschen einer Umstellung, bis man sich daran gewöhnt hat. Jedoch denke ich mittlerweile gar nicht mehr wirklich darüber nach.“
Mein Gastkind, Lucas, ist 11 Jahre alt, auf Grund eines Unfalls und einer daraus resultierenden Gehirnverletzung nonverbal und dennoch hatten wir noch nie das Problem, dass ich nicht verstehen könnte, was er von mir will. Lucas hat mir beigebracht, dass Verbalität und Sprache nicht gleichzusetzen mit Kommunikation sind. Im Alltag verwendet Lucas vielmals seinen Talker, um mich wissen zu lassen was gerade in seinem Kopf umhergeistert oder er zeigt mir über seine Zeichensprache was ihm gerade wichtig ist.
Da Lucas auf Grund einer Hemiparese keine Gebärdensprache verwenden kann hat er seine eigenen Zeichen. Die wichtigsten Zeichen haben seine Eltern mir zu Beginn meines Aufenthalts gezeigt und beigebracht und den Rest lernt man mit der Zeit von ganz alleine. Auch die Art des Fragestellens macht einen massiven Unterschied. Ich habe mir angewöhnt entweder „Ja“ und „Nein“- Fragen zu stellen, auf die Lucas mir mit Nicken, Kopf schütteln oder seinen Zeichen antworten kann oder ihm Auswahlmöglichkeiten zu geben anhand derer er die Entscheidung treffen kann.
Kommunikation mit einem AAC-Device
Ihr habt euch bestimmt gefragt was ein „Talker“ ist. Daher nochmal dorthin zurück. Dahinter verbirgt sich ein AAC-Device (augmentative and alternative communication device). Im Prinzip ist es ein Ipad, dass so eingerichtet ist, dass man nur Zugriff auf eine Applikation hat die über Bilder und verschiedene Ebenen über das Vokabular verfügt, dass die Person, der der Talker gehört, erlernt hat.
Mit Hilfe dieses Gerätes können entweder Wörter genutzt werden um wichtige anliegen mitzuteilen und die anderen Personen umher formulieren den vermeintlich passenden Satz dazu oder es werden ganze Sätze auf dem Talker zusammengesetzt. Natürlich hängt dies auch immer von der sonstigen kognitiven Leistungsfähigkeit der Person ab.
Eins kann ich jedoch aus der Erfahrung und auch aus dem Gespräch mit anderen Care Professionals sagen, dass Kommunikation immer funktioniert im Notfall halt mit Händen und Füßen so wie man das von Reisen ins Ausland auch mal kennt.