Ein offener Brief von Svenja B. an ihre Freunde & Kollegen
Von Gastautor Svenja B. − 30. März 2020
„Gibt dir das Leben Zitronen, dann mach Limonade draus!“
Diesen Rat befolgt aktuell Erzieherin Svenja B., die sich im zweiten Jahr mit uns in den USA befindet und das Beste aus der jetzigen Situation macht. Den Kopf in den Sand stecken, war noch nie etwas für Svenja, denn sie ist stets ein Optimist. Daher kam sie auch auf die Idee einen Brief an euch zu schreiben:
Wie natürlich schon jeder gehört hat, herrscht gerade weltweit Ausnahmezustand. Aber was machen wir Care Professionals, die weit weg von ihren Familien und Freunden leben?
Ich wohne seit über 1,5 Jahren bei meiner Gastfamilie mit vier Kindern in einem Vorort von Boston, Massachusetts, USA. Mein zweites Jahr endet am 11. Juli 2020. Das heißt, ich bin momentan in den USA. Wenn ich mich jetzt entscheiden würde, zurück nach Deutschland zu fliegen, würde ich meinen Traum abbrechen, um zuhause mit meinen Eltern in einem Haus zu stecken, wahrscheinlich ohne Job. Ich hätte kein Einkommen und dürfte meine Freunde auch in Deutschland nicht treffen. Man ist so nah und doch so fern.
Ich hatte tatsächlich für Anfang April einen Trip nach Deutschland geplant, um bei der Hochzeit meines Cousins dabei zu sein. Da ich aber aufgrund der aktuellen Einreisebeschränkungen nicht wieder in die USA einreisen dürfte, wenn ich in Deutschland war, war für mich von vornherein klar: ICH BLEIBE IN DEN USA! Natürlich war ich traurig, aber da die Hochzeit nun sowieso abgesagt werden musste, da man sich nicht mehr mit großen Menschenmengen treffen darf, hätte mir der Trip sowieso nicht das gebracht, was ich vorhatte.
Außerdem habe ich hier eine sichere Unterkunft, ausreichend Essen, einen festen Job, ein geregeltes Einkommen (was man momentan ja sowieso nicht ausgeben kann), ein sicheres Zuhause und zudem bin ich hier auch nicht alleine. Ich habe eine super liebe Gastfamilie, die genau so in der Sache steckt, wie alle anderen Menschen auf der Welt auch. Und natürlich gibt es hier auch noch genug KLOPAPIER! Haha.
Da die Aktivitäten der Gastkinder nun natürlich auch ausfallen, können wir jetzt ganz kreativ sein und mehr von unseren eigenen Ideen einbringen. Pinterest, Instagram etc. sind natürlich auch jetzt gute Ideenbringer. Wenn wir sowieso mehr Freizeit haben, warum nicht die Zeit nutzen, um die langen Tage etwas spannender zu machen und einmal durch die Internet-Welt zu scrollen und Ideen zu sammeln. Neben den Homeschooling-Aufgaben muss auch eine Menge Spaß dabei sein. Denn die Tage können lang werden. Vor allem mit dem Gedanken daran, wann der ganze Wandel ein Ende hat.
Was mache ich mit meiner freien Zeit, in der ich mich eigentlich mit meinen Freunden treffen würde? Ich telefoniere mit ihnen, denn momentan ist doch sowieso jeder zuhause. Nehmt euer Dinner, eure Snacks, euren Drink mit vor die Kamera und genießt eure Zeit zumindest virtuell miteinander. Ich schreibe Briefe, schicke Postkarten und jetzt hat man auch endlich ganz viel Zeit, alle Serien zu schauen, die man sonst in den kurzen Pausen rein quetschen muss; tauscht Bücher aus mit Freunden. Teilt eure Ideen mit anderen Care Professionals, da wir alle in der gleichen Situation stecken und sich bestimmt jeder über ein paar kreative Ratschläge freut.
Außerdem genieße ich die Zeit draußen, solange wir nicht komplett im Haus feststecken. Ich habe mir zu Beginn meiner Zeit in den USA direkt ein Fahrrad gekauft, damit ich auch an der frischen Luft mobil bin. Wenn ihr eins zur Verfügung habt und das Wetter einigermaßen schön ist, macht eine Fahrradtour, oder geht ganz einfach spazieren und schaut euch die Häuser in der Nachbarschaft an. Denkt dabei aber an den Abstand von 2 Metern zu unseren Mitmenschen. Außerdem werden wir bei unseren Gasteltern immer in Erinnerung bleiben, die uns jetzt in dieser schweren Zeit ganz besonders brauchen!
Also: Lasst euch nicht von Dingen unterkriegen, die ihr sowieso nicht ändern könnt! Das würde uns nur unnötig traurig machen!
Zusammen schaffen wir das!