Sarah betreute als Ergotherapeutin zwei Kinder mit Förderbedarf in den USA

Sarah, 27, arbeitete bereits für drei Jahre als Ergotherapeutin in Deutschland. Doch sie spürte, dass sie gern noch mehr von der Welt entdecken wollte. Warum also nicht beides kombinieren? Mit apex erhielt sie diese einzigartige Möglichkeit Arbeit und Reisen in den USA zu verbinden. Dort betreute sie für 18 Monate eine Familie mit drei Kindern in Virginia, Arlington und Washington State, Bainbridge Island. In ihrem Erfahrungsbericht erzählt sie von ihren Erlebnissen und Erkenntnissen.

Der Entschluss ins Ausland zu gehen

Über das Internet habe ich von apex – American Professional Exchange – erfahren. Alles klang sehr fundiert und mit einen hohen Erfahrungsspektrum. Ich habe mich gleich mit apex in Verbindung gesetzt, um mehr Informationen einzuholen. Mir wurde noch am gleichen Tag geantwortet und ein persönliches Telefonat angeboten, um meine Fragen besser und persönlicher beantworten zu können. Nach zwei Tagen hatte ich ein ausführliches Gespräch geführt und fällte sofort die Entscheidung nach Amerika zu gehen.

Meine Gastkinder

Ich bekam schon bald verschiedene Familienvorschläge und entschied mich letztlich für eine Familie aus Arlington, Virginia. Hier sorgte ich für die Betreuung und Förderung von zwei von insgesamt drei Kindern. Casey war zu dem Zeitpunkt 15 Jahre alt und wurde mit Zerebralparese, Entwicklungsstörungen und einer Mitochondrialen Erkrankung diagnostiziert. Casey ist ein glückliches und ausgeglichenes Mädchen, sie hatte für mich immer ein Lächeln auf den Lippen und liebt das Leben. Im alltäglichen Bereich ist sie jedoch komplett eingeschränkt. Casey bedarf einer 1 zu-1 Betreuung und somit Hilfe in allen Alltagstätigkeiten wie Nahrungsaufnahme, Hygienebereich und Transfer.

Das zweite Kind heißt Zachary. Seine Eltern hatten ihn mit vier Jahren aus China adoptiert und seit nun vier Jahren lebt er bei der Familie in Amerika. Er ist mit Taubheit und Entwicklungsverzögerungen aufgrund der Gehörlosigkeit diagnostiziert und wurde in den USA mit Cochlea-Implantaten ausgestattet, welche ihm helfen, Töne und auch Sprache zu verstehen. Hierbei wurde mein Fokus auf den adäquaten Sprachgebrauch und die intensive Unterstützung im alltäglichen Bereich auf Basis der Logopädie gesetzt. Er ist einfach nur voller Energie und ein richtig aufgeschlossener Junge.

Luke, neun Jahre, sportbegeistert und mit  normaler Entwicklung, hat mich perfekt in den amerikanischen Alltag eingewiesen und natürlich auch in die typischen Sportarten wie Baseball und Basketball.

Meine Eingewöhnung in den USA

Meine große Reise in die USA begann Ende August 2013. Ich wurde von der ganzen Familie mit einem riesigen Plakat mit dem Titel „Welcome to the USA Sarah“ vom Flughafen abgeholt. Zu dem Zeitpunkt waren die letzten Ferientage der Kinder und ich wurde langsam in den amerikanischen Alltag und meinen Aufgabenbereich eingeführt. In den ersten drei Tagen besuchten wir auch gleich das Weiße Haus, einige Museen und ein Baseballspiel: „Let´s go Nats!“. Auch seitens der Organisation war alles richtig gut organisiert. Mein Area Director Diana kam am nächsten Tag, um alle Einzelheiten noch einmal durchzugehen. Am darauffolgenden Wochenende war auch gleich mein erstes Au-pair-Treffen mit den anderen Au-pairs in meiner Region. Wir waren Kajaken und es war eins meiner schönsten Erlebnisse in den USA. Diana überraschte uns jeden Monat mit neuen Aktivitäten rund um Washington D.C. Wir waren Schlittschuhlaufen, Baseball spielen oder feierten gemeinsam mit Picknick den nationalen Feiertag am 4. Juli. Diana machte ein Eingewöhnen sehr einfach und war immer für uns da. Nach zwei Wochen war ich vollkommen integriert und konnte meinen Alltag normal bewältigen.

Die Arbeit als Professional Au-pair

Mein ganz normaler Arbeitstag in der Woche war in zwei Schichten eingeteilt. Ich startete von 6:30 bis 9:00 Uhr und von 14.30 bis 19.00Uhr – abhängig von den Arbeitszeiten der Eltern. Als Erstes bereitete ich das Frühstück für alle Kinder und die mitzugebenden Lunchboxen vor. Danach wurde Kleidung bereitgelegt, die Dusche für Casey vorbereitet. Anschließend weckte ich Casey. Casey´s Eltern machen einen wundervollen Job, um sie zur bestmöglichen Selbstständigkeit zu trainieren. Sie bedarf in jedem Schritt Unterstützung, ist aber in der Lage, ihr bestmögliches zu geben und uns zu unterstützen. Nach dem Aufwecken gestaltete sich die morgige Prozedur mit Aus – und Anziehen, Transfer und Dusch – und Toilettentraining sowie Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme. 8:30 Uhr wurde Casey mit dem Schulbus abgeholt und zur Schule gebracht. Die beiden Jungs waren sehr selbstständig und benötigten nur wenig Hilfe im morgendlichen Prozess. Hierbei handelte es sich mehr um Kontrolle (habt ihr die Zähne geputzt, weggeräumt oder Betten gemacht). Nachdem Casey im Schulbus saß, habe ich Zachary zur Montessorie –  Schule gebracht, wo er als normaler Schüler mit Adaptionen sein Alltag bewältigte. Luke nahm zur gleichen Zeit seinen Weg in die Schule, die gleich um die Ecke war, auf.

14:30 Uhr holte ich Zack von der Schule ab und wir gingen entweder zweimal wöchentlich zur Logopädie oder machten Hausaufgaben im Park oder in der Bibliothek. Casey kam gegen 16 Uhr wieder und wir verbrachten den restlichen Nachmittag mit einen speziell für Casey angefertigten Dreirad, Lauftraining, motorischen Übungen und Spielen, Gleichgewichtsübungen oder auch ganz normalen Dingen wie backen und kochen. Meiner Gastfamilie waren gemeinsame Erlebnisse und eine gemeinsame Mahlzeit sehr wichtig. 19 Uhr gab es immer Abendbrot, wo alle von uns gemeinsam an einen Tisch saßen. Mein Highlight mit meiner Gastfamilie war ein gemeinsamer Skiurlaub nach Colorado über Weihnachten. Weiterhin gestalteten sich meine Wochenenden sehr unterschiedlich und abwechslungsreich. Meistens arbeitete ich für ein paar Stunden sonntags und wir gingen in den Park, auf den Spielplatz oder schwimmen.

Meine beruflichen und persönlichen Entwicklungen

In Hinblick auf meine ergotherapeutischen Kenntnisse und den Einblick in die Sprachtherapie haben mir die 18 Monate in den USA sehr viel gebracht. Ich habe in Caseys Schule und in diversen Logopädie-Einrichtungen volontiert. Einen Menschen mit Beeinträchtigungen 24/7 zu betreuen, erfordert viel Eigeninitiative und Verantwortung. Es war eine sehr schöne, aber auch anstrengende Zeit. Die Erfahrungen, die ich dabei machen durfte, werden meinen beruflichen und auch meinem persönlichen Lebenslauf sicherlich positiv beeinflussen.

Natürlich war auch Freizeit ein wichtiger Punkt. Ich habe viel unternommen und konnte ausreichend Land und Leute entdecken. In meinen 18 Monaten habe ich insgesamt 21 von 50 Staaten besucht, entweder per Kurztrip übers Wochenende, im Familienurlaub oder bei Roadtrips. America – the beautiful. Ich hatte auch das Glück einen Umzug mit zu erleben. Meine Familie entschied sich nach meinem ersten Jahr in den USA nach Washington State, Bainbridge Island zu ziehen. Somit durfte ich die Ost- und Westküste ausreichend entdecken.

Selbstverständlich darf die Liebe auch nicht fehlen. Ich lernte in meinem ersten Jahr in Washington D.C. meinen Freund, der auch als Au-pair arbeitete, kennen. Er ist aus Spanien und wir unterhalten uns ausschließlich in Englisch. Gemeinsam planen wir zeitnah nach Deutschland zu ziehen. Mittlerweile bin ich dabei, spanisch zu lernen und er deutsch. Ich hoffe es geht kunterbunt, mit vielen alten und neuen Freunden und weltoffen in Deutschland weiter ;).

Alles in allem kann ich nur eins sagen: „This was the best time in my life!“

Sarah betreute als Ergotherapeutin zwei Kinder mit Förderbedarf in den USA