Physiotherapeut im Ausland
Hallo, mein Name ist Steffi und ich darf nun schon seit einigen Monaten als Physiotherapeutin in meiner Gastfamilie im wunderschönen Californien arbeiten! Dort unterstütze ich mein Gastkind mit Cerebralparese, indem ich den Alltag nutze, um möglichst viel Therapie zu integrieren. Ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Alltags ist außerdem die Therapie bei unseren amerikanischen Physio- und Ergotherapeuten. Im Folgenden werde ich auf ein paar meiner Erfahrungen eingehen.

Befundung - Ist-Zustand und Zielsetzung
Zu Beginn ist es wichtig eine gute Vertrauensbasis aufzubauen, um daran im weiteren Verlauf anknüpfen zu können und die Therapie so effektiv wie möglich zu gestalten. Dabei ist wichtig, dass die Therapeuten die Patienten bestmöglich kennen. Ein Teil besteht dabei aus der Befundung, wo der aktuelle Zustand des Patienten genau untersucht wird. Dazu zählen zum Beispiel Mobilität, Kraft und Aktivitäten der jeweiligen Meilensteine. Auch hier in Amerika habe ich die Erfahrung gemacht, dass beim ersten Kennenlernen die körperlichen Fähigkeiten genau untersucht und nach bestimmten Zeitspannen die gleichen Tests erneut durchgeführt werden. Das ist ein super Indikator um Erfolge zu messen. Die Ziele wurden vorher mit dem Team und natürlich den Eltern besprochen und festgelegt.
Hilfsmittelversorgung - manchmal kommt es auf die Details an
Gerade im Wachstum verändern sich oftmals die Bedürfnisse und Anforderungen an die Hilfsmittel. So auch bei meinem Gastkind, langsam wurde der Rollstuhl, der Walker, die speziellen Schuhe sowie der Stander zu klein. Durch die geschulten Augen der Therapeuten und den Profis der Hilfsmittelfirmen wurden uns die Vor- und Nachteile der jeweiligen Hilfsmittel gezeigt, was neu auf dem Markt ist und was am besten für die individuelle Situation und unsere Ziele geeignet ist. Manchmal machen Kleinigkeiten einen wirklich großen Unterschied! Und den allergrößten Unterschied bekommt das Kind, das im besten Falle mehr Freiheit und Unabhänigkeit gewinnt.
Spielerische Therapie
Ich bin jedes Mal wieder fasziniert, wenn die Therapeuten Spiele vorbereiten, bei denen das Kind oftmals gar nicht mitbekommt an welchen körperlichen Fähigkeiten gerade gearbeitet wird und die Motivation dadurch hoch gehalten wird. Von Autorennen über Darten und Lebkuchenhaus bauen ist alles dabei! Das ist so toll zu sehen und vor allem ist es auch noch Inspiration für die eigenen Therapien! Besonders interessant finde ich auch den Einblick in die Ergotherapie, die ich vorher als Physiotherapeutin noch nie so detailliert zu Gesicht bekommen habe. Hier bekomme ich viele hilfreiche Tipps, worauf ich achten kann, wenn es zum Beispiel um das Thema Essen oder Schreiben geht.
Ich bin total dankbar für all diese vielseitigen Erfahrungen, die ich bisher sammeln durfte. Gerade durch die Kombination Therapeut in einer Gastfamilie bekommt man als Care Professional Einblicke von allen Beteiligten – Kind, Eltern und Therapeuten.