Claudia, 25, arbeitete nach ihrer Ausbildung bereits als Ergotherapeutin in Deutschland. Doch sie spürte, dass sie mehr aus ihrem Leben machen wollte. Es war Zeit für eine neue Erfahrung. Sie entschied sich mit apex PROaupair in die USA zu gehen. Dort betreute sie zuerst ein Jahr einen Jungen mit Asperger-Syndrom und im zweiten Jahr ein Mädchen mit Autismus. Ihre Erlebnisse und Erkenntnisse schreibt sie in ihrem Erfahrungsbericht.
Ich suchte nach Abenteuer und Job gleichzeitig
Bevor ich damit beginne meine gesamte Geschichte zu erzählen, möchte ich gern etwas über mich sagen. Ich arbeitete in Deutschland bereits seit einem Jahr in einer Praxis als Ergotherapeutin. Ich war froh, direkt nach der Ausbildung eine Anstellung als Ergotherapeutin bekommen zu haben. Doch ich verspürte die Lust, etwas Aufregendes zu machen, bevor ich richtig im Berufsleben ankommen sollte. Also suchte ich nach etwas, das mir die Möglichkeit gab, als Ergotherapeutin zu arbeiten und gleichzeitig anders ist als der damalige Job. Dann stoß ich im Internet auf das Programm von apex und wurde ein Professional Au-pair.
Ich erinnere mich noch daran, als wäre es gestern gewesen: Es war der 10. November 2012 als ich am internationalen Flughafen in Denver ankam. Ich hatte mich für eine Gastfamilie in Lafayette, nähe Boulder, Colorado entschieden, bei der ich ein Jahr lang lebte. Ich sorgte dort für zwei großartige Jungen. Der ältere Junge (B.) war zu dieser Zeit 11 Jahre alt und wurde mit dem Asperger-Syndrom – eine Form von Autismus – diagnostiziert.
Meine Arbeit als Ergotherapeutin
Mein Gastjunge wurde zu Hause unterrichtet, weshalb wir die Chance hatten, sehr viel Zeit miteinander zu verbringen. Tägliche körperliche Übungen waren und sind immer noch sehr wichtig, damit er seine Emotionen unter Kontrolle bringen kann. Daher sind wir auch jeden Tag schwimmen gegangen, spielten Fußball oder gingen in die einzigartigen Rocky Mountains wandern, die nur etwa 20 Minuten Fahrweg von uns entfernt waren. Stell dir vor, du kannst die Arbeit mit dieser tollen Natur verbinden!
Mein Gastjunge benötigte sehr viel Struktur in seinem Tagesablauf. Und er musste auch lernen, dass alles in Ordnung ist, selbst wenn manche Dinge nicht nach seinen Vorstellungen verlaufen. Ich erinnere mich daran, als mein Geburtstagskuchen plötzlich in Feuer aufging (Meine Gastfamilie hatte etliche Filmdarsteller ausgeschnitten und auf dem Kuchen platziert). Mein Gastjunge war derart traurig, dass er nicht zurück an den Tisch kommen wollte.
Meine Gastfamilie war für mich wie eine richtige Familie. Wir hatten Spaß, wir lachten gemeinsam, wir kuschelten auf der Couch, aber wir hatten auch Streitereien. Ich war ein Teil der Familie und ich möchte keinen Moment meines Lebens mit ihnen missen.
Während meines Reisemonats im Anschluss an das zweijährige apex-Programm, besuchte ich diese Familie noch einmal. Mein Gastjunge erzählte mir, dass er nun eine öffentliche Schule besuchte, was mich unendlich stolz machte.
Die Entscheidung für die Verlängerung meines Auslandsaufenthaltes um ein weiteres Jahr fiel mir sehr leicht, aber es fiel mir schwer, zu entscheiden, ob ich bei dieser Familie bleiben oder doch wechseln sollte. Ich entschied mich, die Familie zu verlassen. Nun musste ich es ihnen nur noch erklären. Es war hart für uns alle, aber manchmal muss man andere Menschen enttäuschen, wenn man ehrlich zu sich selbst sein will. Ich wollte noch einen anderen Teil des Landes entdecken, weshalb ich mich in meinem zweiten Jahr dazu entschied, nach Baltimore, Maryland, zu gehen. Heute bin ich froh darüber, diese Entscheidung getroffen zu haben.
Mein zweites Auslandsjahr in Baltimore
Ich kam in eine Familie mit einem Jungen und einem Mädchen. Das Mädchen hat eine Autismus-Spektrum-Störung. Es war schwieriger, sich ihr und ihren Gewohnheiten anzunehmen als ich zuvor dachte. Es war sehr interessant, eine vollkommen andere Familie zu erleben – von einer alleinerziehenden Mutter, wechselte ich in einen Haushalt mit zwei Elternteilen.
Das Mädchen benötigte auch in dieser Familie viele tägliche Übungen. Nachdem sie den ganzen Tag in der Schule saß, sprangen wir zu Hause erst einmal auf dem Trampolin, um ihre Koordination zu trainieren. Sie hätte das stundenlang machen können! Wir übten auch gemeinsam Yoga oder gingen mit den Hunden spazieren. Im Sommer verbrachten wir sehr viel Zeit im Pool – und es war ein sehr langer Sommer.
Es war aber auch eine sehr herausfordernde Zeit. Mein Gastmädchen hatte starke Wutanfälle, die teilweise bis zu 45 Minuten gingen. Manchmal fing sie mitten in der Nacht an zu schreien. Letztlich beruhigte ich sie immer wieder.
Alles in allem hatten wir eine großartige Beziehung. Wann immer möglich, half sie mir beim Backen, Kochen und sogar Wäsche zusammenlegen. Während der Feiertage oder Ferien gingen wir gemeinsam ins Museum, zum Hafen oder trafen uns mit anderen Betreuern zu sogenannten „Play Dates“. Ich spürte, dass ich bei diesem Job wesentlich mehr Zeit für mich selbst benötigte. Es war eine anstrengende Arbeit. Doch wenn mein Gastkind zu mir kam und mich umarmte, war der gesamte Stress plötzlich vergessen.
Auch hatte ich in Baltimore mehr Zeit zu reisen. Ich besuchte Los Angeles, San Diego oder etwa Seattle.
Im Juni dieses Jahres werde ich wieder nach Baltimore reisen. Ich kann es kaum erwarten, alle wieder zu treffen. Ich glaube, ich habe in den letzten Wochen über nichts anderes gesprochen.
Zurück in Deutschland: gefestigt und erkenntnisreicher
Im Oktober 2014 kam ich nach Deutschland zurück und arbeite nun in einer Praxis in Berlin. Ich habe das Gefühl, dass ich jetzt endlich angekommen bin. Nachdem ich zwei Jahre weg war, kann ich endlich ein neues Leben beginnen. Meine Zeit in den USA hat mir geholfen, zum einen mich selbst besser kennen zu lernen, aber auch mich besser in andere hineinversetzen zu können. Das ist besonders wichtig, wenn jemand nicht in der Lage ist, seine Gefühle auszudrücken.
Ich kann nur sagen: Wenn du Interesse und Spaß an der Arbeit mit Kindern hast, solltest du diese einmalige Chance ergreifen. Du kannst einen anderen Kontinent erleben und bist ein Teil des „American way of Life“. Ich habe es nie bereut, meinen alten Job in Deutschland aufgegeben zu haben. Es war das Beste, das ich je getan habe.