Alleinreisen als Erzieherin in den USA und Costa Rica

Als Therapeut*in, Pädagog*in oder Pflegefachkraft ein bezahltes Auslandsjahr in den USA erleben.

Mein Weg: Als Erzieherin ins Au Pair-Programm

Ann Sophie

Mein Name ist Ann-Sophie, ich bin 21 Jahre alt und komme aus Deutschland. Im Jahr 2024 habe ich meine Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin abgeschlossen. Die menschliche Entwicklung, Persönlichkeitsbildung, die Rolle von Beziehungen und die ständige Weiterentwicklung haben mich schon früh fasziniert. Ich wollte diese Themen im Ausland erleben, nicht nur theoretisch, sondern im Alltag einer Familie. Reisen war nicht mein Hauptmotiv; ich wollte im pädagogischen Bereich neue Erfahrungen sammeln und Familien in ihrem Alltag unterstützen, damit auch sie einfach wieder Familie sein können. Heute, fast ein Jahr später, kann ich sagen: Die Arbeit als Au Pair ist fordernd – 45 Stunden pro Woche, volle Verantwortung, aber auch eine einmalige Erfahrung, an der man wächst und die ich nie wieder vergessen oder ersetzen wollen würde. Auch die Reisen mit meiner Gastfamilie sind schön, aber bleiben gleichzeitig Arbeitszeit. Ich bin ein Mensch, der immer unterwegs ist, schon als Kind blieb ich nie lange zuhause. Meine Eltern haben mich eher zum Schlafen und Duschen gesehen, als dass ich still im Kinderzimmer saß. Dieses Bedürfnis nach Autonomie begleitet mich bis heute. Und genau das hat mich Schritt für Schritt dazu gebracht, auch im Ausland meinen Freiraum zu suchen – und schließlich ganz allein zu reisen. Etwas, was ich mir zuvor nie zugetraut hätte.

Erste Solo-Reise in den USA

Autonomie als Au Pair: Von Familienreisen zu Solo-Abenteuern

Mit meiner Gastfamilie habe ich bereits viel erlebt, denn wir waren in Virginia, Louisiana, México und an anderen Orten unterwegs. Ich bin dankbar dafür, denn so konnte ich Teile der USA sehen, die ich allein wahrscheinlich nie entdeckt hätte, aber gleichzeitig habe ich gespürt, dass auch wenn Reisen mit Familie schön ist, es ein Stück weit Arbeit bleibt. Man organisiert nicht selbst, man passt sich an, man hat Augen auf jedes Kind – und der Kopf schaltet nie ganz ab. Genau da entstand der Wunsch: einmal nur für mich selbst unterwegs zu sein, denn meine Freunde waren ja nicht dabei. Erik Erikson beschreibt in seiner Theorie der psychosozialen Entwicklung die Phase „Identität vs. Rollendiffusion“ im jungen Erwachsenenalter. Junge Menschen suchen danach, ihren eigenen Platz in der Welt zu finden, unabhängig von Vorgaben. Gerade in den 20ern spielt das noch eine große Rolle. Du weißt nicht, was du später machen willst? Erstmal nach dem Abitur ins Ausland! Aber das ist auch der erste Schritt, sich mit sich selbst auseinander zu setzen, die Komfortzone zu verlassen und in einem ganz anderem Umfeld zu wachsen.

Timesquare New York

Solo in New York: Erste Schritte in die Freiheit

Meine erste große Reise allein führte mich nach New York City. Ich war mit meiner Gastfamilie in Virginia an der Grenze zu DC und setzte mich spontan in den Bus – vier Stunden, die mich in eine ganz neue Welt katapultierten. Meine Freunde waren nicht da und hatten keine Zeit, aber ich wollte mindestens einmal in New York gewesen sein und wenn nicht jetzt, wann dann, so dachte ich mir. Ein bisschen Bange hatte ich aber schon. So ganz allein in der Großstadt NYC, aber kaum angekommen, zog es mich direkt zum Empire State Building, zum Times Square, weiter in den Central Park, wo ich mir sogar das kleine Castle anschaute, und anschließend in ein Museum, wo davor sich die Stufen aus der Serie Gossip Girls befinden. Abends stand ich wieder vor den flimmernden Lichtern des Times Square – 25.000 Schritte hatte ich an diesem Tag gesammelt. Es war außerdem sehr heiß und ich habe geschwitzt, aber das war es mir wert, denn beim Laufen konnte ich so viele Straßen und Gebäude sehen, die ich sonst verpassen würde. Obwohl ich allein war, fühlte ich mich nie einsam. Ich hatte mein Handy fast nur für Fotos und Maps in der Hand, sonst bin ich einfach gelaufen, habe Blocks erkundet, die Energie der Stadt aufgesogen. Ich schlief in einem Hostel in Queens, wo ich zwar andere Menschen traf, mich aber bewusst entschied: Auch den zweiten Tag möchte ich allein verbringen. Also ging es ins MoMA, an den Pier, über die Manhattan Bridge nach Brooklyn – alles in meinem Tempo. James Marcia, der an Eriksons Theorie anschließt, nennt so etwas „Moratorium“ – eine Phase, in der man durch Ausprobieren zu seiner Identität findet. Genau so habe ich mich in NYC gefühlt: frei, neugierig, selbstbestimmt. Ich hatte vorerst Angst, da es mein erstes Mal alleine reisen war, aber danach war es mein bester Trip – vorerst.

United States Capitol

Spontane Reisen nach Washington DC

Kurz nach New York folgte meine zweite Solo-Reise: ein Tag nach Washington DC. Dieses Mal nahm ich die Metro von Virginia. Ich lief durch die Stadt, schaute mir das Smithsonian Museum an, das Holocaust-Museum, das Capitol und das White House. Ich bewunderte die Gebäude und deren Architektur. Es war wirklich bewundernswert. Alles organisierte ich selbst, spontan über Maps und Lust und Laune. Auch hier war es die Freiheit, die mich beeindruckte: Keine Pläne, keine Meinungen, nur ich und die Stadt. Mead, ein weiterer Theoretiker, beschreibt Identität als etwas, das im Wechselspiel mit anderen entsteht. Interessanterweise habe ich durch das Alleinreisen gemerkt, wie viel Identität auch in der Abgrenzung liegt – im Alleinentscheiden, im Reflektieren, ohne äußeren Druck, genau das, was ich vor allem in DC reflektierte.

Alleinreisen in den USA – Meine besten Erfahrungen

Vor meiner ersten Reise nach NYC hatte ich Angst. Eine fremde Stadt, Übernachtung im Hostel, komplett ohne vertraute Menschen. Doch als ich zurückkam, wusste ich: Es war bis dahin meine beste Reise. Ich hatte mich selbst übertroffen, meine Komfortzone gesprengt und gemerkt, wie viel Freiheit es bedeutet, nur für sich selbst zu entscheiden. Ich dachte ja schon immer, der Schritt in die USA ist der Wahnsinn, aber sobald du wirklich auf deinen eigenen Beinen bist, nur mit deinen Gedanken, ist es so ein Reiz, es wieder zu machen.

Grenzen überwinden: Alleinreisen in Costa Rica

Solo-Reise nach Costa Rica

Nach diesen Erfahrungen wuchs mein Mut. Noch bevor mein Visum abläuft, wollte ich in ein anderes Land. Die USA sind groß und voller Möglichkeiten, aber Costa Rica hat mich gereizt: eine neue Sprache, eine andere Währung, eine fremde Kultur. Ich dachte mir yolo und habe mir nicht viele Gedanken gemacht – genau so spontan, wie zuvor auch, bis ich daran gedacht habe, dass ich ja keinen internationalen Internet Vertrag hatte, dass dort eine andere Währung herrscht und es womöglich nicht so gut läuft, wie in NYC oder DC. Aber ChatGPT hat mir ganz viel geholfen, diese Gedankenfreiheit zu lösen und ich war gut vorbereitet. Doch am nächsten Tag, während ich am Flughafen stand, fühlte ich mich wie damals vor meinem Flug in die USA, denn ein Teil von mir wollte umdrehen – doch es war die beste Entscheidung zu gehen – just do it Girl.

Ankunft in San José: Unsicherheit, Mut und neue Kontakte

ann smiling and trying out ziplining

Die Busfahrt nach Manuel Antonio war holprig. Kaum Englischkenntnisse bei den Einheimischen, ein völlig neues Umfeld. Aber an der Station hörte ich deutsche Stimmen, fragte nach Hilfe – und kam so ins Gespräch mit Leuten, die ihr FSJ in Costa Rica absolvieren. Diese halfen mir dann, den richtigen Bus zu finden und haben uns noch so unterhalten. Dann nach der Busfahrt lernte ich im Hostel zwei Kanadierinnen kennen, die mir direkt Ziplining empfahlen. Am nächsten Tag wagte ich es – trotz Angst, da ich wieder ganz alleine war. Aber dort traf ich dann eine Gruppe, die mich anfeuerte, als ich fast abbrechen wollte. Das Mädchen legte ihre Hand auf meine Schulter, sagte: „Atme – du schaffst das.“ Und gab mir einen Schwung und schwups war ich am Rasen über den Jungle. Ich habe es geschafft. Allein. Aber getragen von Menschen, die ich erst wenige Minuten kannte. Deci und Ryans Selbstbestimmungstheorie untermauert, dass wir trotz Autonomie auch Kompetenz und soziale Eingebundenheit brauchen. Genau das habe ich gespürt – ich durfte selbst entscheiden, konnte etwas Neues meistern, und fand gleichzeitig Verbindung. Verbindung mit Menschen, die ich zuvor nie gesehen habe und die mir geholfen haben, meinen Mut und mich selbst zusammenzureißen.

Strände und Natur: Die Schönheit des Alleinreisens

beach in costa rica

Nach dem Ziplining ging es weiter: Gespräche mit Locals am Strand, Motorradfahrten im Abendlicht, unvergessliche Nächte mit Wetterleuchten am Himmel. Es war ein schöner Abschluss für den Tag. Gerade die Gespräche, wo man mit anderen Menschen reflektiert hat, wie schön es hier eigentlich ist, oder wie schön es ist, Leben zu dürfen, alles zu erkunden und frei zu sein – eine Möglichkeit, die viele Menschen vor unserer Zeit nicht hatten. So wie Costa Rica im Allgemeinen. So viel unberührte Natur und die Auffassung, der Natur alles zu geben, um dann von ihr was zurückzubekommen, hat mich fasziniert. Der Manuel Antonio Nationalpark war ein weiteres Highlight – Tiere, Natur, unberührte Strände. Ich habe mir nur gedacht, wie kann ich denn je nach Deutschland zurück, nachdem ich so viele wunderschöne Orte und Lebensweisen gesehen und selber erlebt habe. Erlebt habe, alleine alles zu managen, Frieden mit mir selbst zu finden. Zurück in San José traf ich im Hostel Deutsche, Iraner, Franzosen – eigentlich alles von allem – Menschen aus aller Welt. Jeder hatte seine eigenen Gründe zu reisen – gebrochene Herzen, Neugier, Freiheitssuche. Ich merkte: Reisen ist mehr als Sehenswürdigkeiten. Es sind die Geschichten, die Perspektiven, die dich prägen. Es waren viele allein unterwegs, reisten oder arbeiteten in Costa Rica für einige Zeit. Es ist nicht nur das stumpfe Gehen und alles besichtigen – was ist, wenn du kurz dort lebst? in einer Schildkröten Farm hilfst, oder dich um den Nationalpark kümmerst? Wofür du dich auch entscheidest, es ist keine verschwendete Zeit, das kann ich dir sagen!

Social Media vs. Realität: Leben im Moment

Während in Social Media alles perfekt aussieht, habe ich in Costa Rica gemerkt: Das wahre Glück liegt im Ungefilterten. Die Unsicherheit, die spontanen Begegnungen, das Schwitzen im Bus – all das gehört dazu und ja, Mama hatte recht, es war das Handy – wenn ich diese Natur angucke, denke ich mir, wie können wir denn den ganzen Tag auf einen Bildschirm starren und anderen Menschen bei ihrem Leben zuschauen, anstatt unser eigenes zu leben? Manche Menschen haben mehr Bildschirmzeit, als Schlafzeit. Wie viel Bildschirmzeit hast du und guckst währenddessen andere Leben an, anstatt deines zu genießen? Ich war weniger am Handy und lebte mehr im Moment – etwas, was ich schon ganz vergessen hatte, wie es ist.

waves in costa rica near beach
Sunset view in costa rica
streets in costa rica

Freiheit kennt keine Grenzen

Costa Rica wurde mein Highlight. Nicht nur, weil es ein anderes Land war, sondern weil es mich gelehrt hat: Freiheit entsteht, wenn man nicht auf andere wartet, sondern selbst handelt. Natürlich kann man auch mit Freunden reisen – aber das Alleinreisen hat mir gezeigt, dass man sich keine Mauern bauen sollte. Man wächst, wenn man den Schritt wagt und warum Träume aufgeben, nur weil andere keine Zeit haben? Mach’s alleine Girl! – wer hält dich auf, es ist dein Leben und du entscheidest, wie du jede Minute verbringst – am Handy oder doch im Hier und Jetzt.

Alleinreisen als Erzieherin in den USA und Costa Rica